The Pupil's Astrology

Alan Leo, Bd.V. Das Progressive Horoskop


                    ANHANG I.
        Das Progressionshoroskop im Detail.

    Wer die Direktionen im einzelnen studieren möchte, die zu
einem bestimmten Ereignis prädisponieren - um, soweit als
möglich zu erkennen, warum die Umstände gerade so waren und ge-
rade das eintrat, wird sich für folgenden Aufsatz über die allgemeine
Theorie des Progressionshoroskops und seiner Ableger interessieren.
Er ist Juni 1903 in Modern Astrology erschienen, worauf wir den-
jenigen verweisen, der ein praktisches Beispiel für die Methode
nachlesen möchte. Der ganze Gedankengang ist nur die logische
Entwicklung der in diesem Bande niedergelegten Prinzipien:
    Der Verfasser spricht von dem Tod des Nativen mit 23 J.
5 M. und 13⅓ Tag:
    »Ich beschäftige mich hier hauptsächlich mit der Frage des
terminus vitae. Diesen möchte ich im Lichte des Progressions-
horoskops betrachten.*)
    Die Theorie der »Progression« ist m. A. n. folgende: Die drei
Hauptzyklen von Tag,  Monat und  Jahr  stehen in gegenseitiger
Beziehung, d. h. die in dem einen dominanten Einflüsse reflektieren
sich in den Ereignissen, die in den anderen prominent sind; daher
ist (A) der erste Tag ein Abbild im Kleinen vom ersten Lebens-
jahr, (B) der erste Monat (synodischer Mt. von 29,53059 Tagen)
ist ähnlich ein größeres Abbild dieses ersten Jahres, (C) das Jahr
selbst erfüllt sich in allen Umrissen. In ähnlicher Weise entsprechen
folgende Tage und Monate folgenden Jahren.
    Daher sind die Gesamteinflüsse, die die Ereignisse irgendeines
Lebenstages hervorrufen, angezeigt durch:
     : Das Geburtshoroskop als die Wurzel, aus der alle Ereig-
nisse hervorgehen müssen und dessen Einfluß sich über das ganze
Leben erstreckt: es wird vorwärts projiziert in ein be-
stimmtes Jahr in
    A : Das Progressive Horoskop für das Jahr (ein Horoskop er-
richtet auf die genaue Geburtszeit am entsprechenden Tage nach
der Geburt) - 1 Tag = 1 Jahr: spezialisiert in
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    *) Nata: 3 h 3 m 33 s p. m. O. Z. (rektif.) 17. XII. 1878. Lat. 52° 14' N,
ö. L. 1° 28'; obiit 1. VI. 02, ca. o bis 3 h a. m.



    B: Dem Progressiven Lunarhoroskop (Horoskop für so viele
Monate nach der Geburt, wie der Native Jahre alt ist) - 1 Monat
= 1 Jahr: und aktualisiert in
    C: Dem Tageshoroskop - 1 Jahr = 1 Jahr. Der absolute
Zeitpunkt, wo jeder Einfluß sein Wirkungsmaximum erreicht,
ist durch die Rotation dieses Horoskops angezeigt.
    Wir haben daher vier Horoskope, die nach ihrer Intensität
geordnet uns die Einflüsse angeben, die auf den Nativen projiziert
werden. Man kann die Wirkungsweise dieser Einflüsse durch
folgende Zeichnung veranschaulichen, worin man die Klammern
gewissermaßen als Linsen betrachten kann:
    Wir haben hier eine Serie von drei Horoskopen, A, B, C,
die gewisse allgemeine Einflüsse aufnehmen, sie fortschreitend im
Brennpunkt sammeln und so die Kulmination eines bestimmten
Einflusses an einem speziellen Tag bestimmen. Man kann sie auch
mit den Rädern und dem Zifferblatt einer Uhr vergleichen: Das
Gewicht erhält die Bewegung; ihr Ablauf wird reguliert durch
Räder, entsprechend (A) dem Stundenzeiger, (B) dem Minuten-
zeiger und schließlich (C) dem Sekundenzeiger. So können Stunden-
und Minutenzeiger die XII passiert haben, aber erst, wenn der
Sekundenmechanismus eingreift, schlägt es Mitternacht.
    Man sollte stets bedenken: wenn ein derartiger »Satz« von Ho-



roskopen gegeben ist, steht keines von ihnen still - wenn
sie sich auch in verschiedenen Maßstäben bewegen. So repräsen-
tiert ein Horoskop für den 23. Tag nach der Geburt das 23. Lebens-
jahr, ausgehend vom Geburtstag dieses Jahres. Aber dieses Horo-
skop vollendet in dem betr. Jahr eine volle Umdrehung (plus ein
Grad, woraus sich das »progressive M.C.« ergibt). Wenn wir also
die tatsächlichen größeren und kleineren Einflüsse kennenlernen
wollen, die im Alter von 23 J. 5 Mt. 13½ Tg. (23,45156 Jahren)
wirken, müssen wir auch die entsprechend weitergedrehten Horo-
skope bedenken, die ich A', B', C' nennen will, außer den Grund-
horoskopen A, B, C. Genau so wie wir sonst das Progressions-
horoskop ebenso wie das Geburtshoroskop betrachten müssen.
    Die Abschätzung der fälligen Gesamteinflüsse zu einer be-
stimmten Zeit ist somit eine kompliziertere Aufgabe, als man viel-
leicht dachte. Wenn man aber stets die relative Wichtigkeit der
verschiedenen beteiligten Horoskope im Auge behält, ist keine Un-
klarheit möglich.
    Nach dieser Darlegung meiner Arbeitsprinzipien möchte ich
vor Erörterung der Horoskope A', B', C' zunächst - aus ganz be-
stimmten Gründen - die Frage der sog. »conversen Direktionen«
streifen. Eine ausführliche Diskussion dieses Problems findet man
in H. S. Greens Buch »Die Begründung in der Astrologie«; diesem
Buch verdanke ich die klare Erkenntnis der Prinzipien, die den
»Direktionen« zugrundeliegen. Man kann kurz folgendes sagen:
»Jeder gegebene Einfluß, der sich irgendeinem Zodiakpunkt zu
einer bestimmten Zeit aufprägt (etwa    22° ) kann durch
die Erdbewegung vorwärtsgeführt werden und nach einer ganz be-
stimmten Zeit M. C., Asz. usw. erreichen; dann wird sich der Ein-
fluß der Planetenposition fühlbar machen, als ob sie tatsächlich zu
dieser Zeit dort wirkte. So werden 23 Tage, Monate oder Jahre
nach der Geburt die Einflüsse derselben Perioden vor der Geburt
an Aszendent, M. C. usw. gelangt sein. Offenbar gibt es daher
ebenso viele converse wie direkte Progressionsfiguren, »solar«, »lunar«
und »mundan«.
    In dem erörterten Falle haben wir also folgende Perioden:
23,45156 Tage, Monate und Jahre vorwärts und rückwärts ge-
zählt; in allen sechs Horoskopen, die man symbolisch folgender-
maßen darstellen könnte.
    Diese Anordnung macht es, glaube ich, ganz klar, welchen rela-
tiven Wert ich diesen verschiedenen Horoskopen beimesse. Sie



veranschaulicht auch den Gedanken, daß converse Direktionen
hauptsächlich das Karma der Vergangenheit schildern [d. h. die
Wirkung von Handlungen, die bei verschiedenen Gelegenheiten 
der Vergangenheit, im vorigen Leben, begangen wurden]; während 
die direkten Direktionen die zukünftigen Gelegenheiten [im jetzigen 
Leben] anzeigen.
    Ich finde es praktisch, die Horoskope auf quadratische Post-
karten aufzuzeichnen; die Häuser und Zeichen schwarz, die Planeten
rot für A' B' C', grün für a' b' c'.
    Die erforderlichen Daten für obige Horoskope sind folgende:
Alter 23 Jahre:
  A. 22-13-8*)      B. 19-22-9          C. 7-31-4
  a. 19-12-6        b. 16-19-39         c. 9-54-30
Alter 23,45156 Jahre:
  A'. 10. I. 78 : 9-3-5             B'. 9.XI.80 : 7-5-47*)
  a'. 24. XI. 78 : 8-22-29          b'. 24. I. 79 : 10-19-48*)
                    C. 31. V. 02 : 7-31-4
                    c. 6. VII. 55 : 9-54-30.
(Es genügen Häusertabellen für Birmingham).
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    *) 22-13-8; 9-3-5 usw. bedeuten die R. A. M. C. oder Sternzeit (in
Stunden - Minuten - Sekunden) an den betreffenden Daten, worauf die Horo-
skope zu errichten sind.
    **) C' und c' würde man erhalten, wenn man die Analogie durchführte und
die Zeit nach 2 h 58 m 52 s p. m. addierte und subtrahierte, wo dieser Tod -
ein gewaltsamer, erfolgte; sie ist aber nicht bekannt.



    Vielleicht empfiehlt es sich, noch auf eine Variante von (B', b')
zu verweisen, die sich ergibt:
    Alter beim Tode      = 23,45156 Jahre             (A', a')
                         = 290,067 Monate (synod.)    (BB', bb')
                         = 8565 Tage                  (C', c')
Wenn wir jede dieser Perioden Tage nennen, erhalten wir (A',
a', C', c') und eine neue Figur, die ich (BB', bb') nenne; dann ist
unsre Reihe konstruiert nach dem Prinzip, daß jede mundane
Rotation = einer solaren, einer lunaren und einer mundanen
Revolution ist. Diese Horoskope sind:
    (BB') = 3. X. 79 : 17-25-30      (bb') = 2. III. 78 : 21-21-4.
Welche von beiden die korrekte Lunarfigur ist, kann ich nicht ent-
scheiden. Man wird sehen, daß in unserem Beispiele jede für ein
plötzliches und gewaltsames Ende außerordentlich bezeichnend ist.
    Bei der Berechnung dieser Horoskope sind mittlere Perioden
und Sternzeit verwendet worden.
    Ich bin mir sicher, daß jeder, der sich die Mühe macht, diese
Horoskope zu studieren, reichlich Gewinn davon haben und das
Wesen der Direktionen klarer erfassen wird.«
    Wir haben von diesem Aufsatz so viel zitiert, als genügen
wird, um die eingeschlagene Methode klar zu machen. Wir möchten
empfehlen, das markanteste Ereignis im eignen Leben zu nehmen
und die Direktionen nach obiger Methode aufzuschreiben; dabei
sind die Horoskope folgendermaßen aufzustellen :
          a'  a           A      A'
          b'  b          B      B'
          c'  c           C      C'
Das Geburtshoroskop steht in der Mitte. Dann ist die relative
Bedeutung des Horoskops in bezug auf das Ereignis abzuwägen.
Es mag sehr zeitraubend erscheinen, so viele Horoskope zu be-
rechnen; aber es ist sicherlich besser, diese Mühe auf ein Ereignis
zu verwenden und ihm auf den Grund zu gehen, als dieselbe Energie
an einem Dutzend oder mehr Ereignissen zu verzetteln. Auf jeden
Fall wird man daraus lernen, wie ein Ereignis, das anscheinend aus
einem bestimmten Aspekt resultiert, bei weiterem Nachforschen in
einem anderen Aspekt weit klarer angezeigt ist, der auf einer anderen
Direktionsmethode beruht.
    Das bewahrt vor kurzsichtiger Beurteilung und gibt einen
weiteren Blick, der bei allen späteren Studien von großem Wert ist
und die aufgewandte Mühe reichlich lohnt.


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